Am Donnerstag, dem 30.11.2023, fand um 13:30 Uhr im Stadtkulturhaus Borna die Vorführung des Vorbehaltsfilms „Die Rothschilds“ (D.: 1940, R.: Erich Waschneck) statt.
Der antisemitische Propagandafilm „Die Rothschilds“ aus dem Jahr 1940 von Erich Waschneck befasst sich mit dem Aufstieg der jüdischen Bankiersfamilie Rothschild und verklärt diesen als antisemitische Verschwörungserzählung. Er gehört neben dem Spielfilm „Jud Süß“ und dem Pseudo-Dokumentarfilm „Der ewige Jude“ zu den 1940 in Deutschland uraufgeführten Filmen, welche die deutsche Bevölkerung auf härtere Maßnahmen gegen die Juden vorbereiten sollten. „Die Rothschilds“ ist eines der wichtigsten historischen Dokumente zur Rechtfertigung und Erklärung der Deportation durch die Nationalsozialisten. Die drei genannten Filme propagieren explizit Hass und Feindseligkeit gegen Juden und wurden gezielt zur Massenbeeinflussung verwandt. Von den Alliierten wurde der Film 1945 als Verbotsfilm klassifiziert und darf nur unter Auflagen gezeigt werden.
Die ca. 70 teilnehmenden Schülerinnen und Schüler erwartete nach einem langen Schultag ein schwer erträglicher Film und anstrengende Quellenarbeit. Ton- und Bildqualität des unrestaurierten Spielfilmes und die historische Einbettung der Handlung machten es schwer, dem Film zu folgen. Hinzu kam, dass der Spielfilm auch in seiner plumpen Inszenierung filmische und dramaturgische Schwächen aufweist. Insofern war die Erleichterung groß, als dieses menschenverachtende Machwerk nach 100 Minuten zu Ende ging.
In der Analyse, die Arndt Klingelhöfer vom Institut für Kino und Filmkultur gewohnt souverän leitete, erkannten die Schülerinnen die karikaturhafte Darstellung der jüdischen Bankiers als geldgierig, schmutzig und gewissenlos vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Verbrechen. Die Umkehr von Opfern zu Tätern ließ sich in zahlreichen Szenen und der Gesamtaussage des Filmes nachweisen. Ungeachtet der erwähnten Schwächen des Filmes bleibt die von ihm ausgehende Gefahr bestehen. Viele Botschaften des Filmes sind bis heute Gegenstand von Verschwörungserzählungen und Antisemitismus ist ein gesellschaftliches Problem unserer Gegenwart geblieben. Die kritische (und anstrengende) Auseinandersetzung mit nationalsozialistischer Propaganda und Geschichte bleibt damit ein zentraler Bildungsauftrag und eine gemeinsame Verpflichtung.
Der Dank gilt daher:
-Herrn Klingelhöfer und dem Institut für Kino und Filmkultur e.V. für die Analyse und Moderation;
-Herrn Morling vom Andrea Doria Filmclub e.V. für die technische Unterstützung;
-der Stadt Borna und dem Stadtkulturhaus für die Nutzung der Räumlichkeiten;
-der Murnau-Stiftung für die Leihe des Films;
-dem Förderverein des Gymnasiums „Am Breiten Teich“ für die Übernahme der Kosten für die Filmleihe;
-der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen und dem persönlichen Einsatz von Frau Kirst, die sich für die Finanzierung der Veranstaltung eingesetzt hat und sie dadurch ermöglichte.
Martin Breiting